Ferien als neurodivergente Familie – Ankommen in Kaltenbuch Bayern
- Tina Haldi
- 27. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Unsere Reise in die Ferien begann mit einer klaren Erkenntnis: Unser Auto ist zu klein für zwei Kinder, einen Hund und uns. Und obwohl wir uns ausgemalt hatten, dass die Kids im Auto schlafen würden – tja, haben sie nicht. Stattdessen wurde die Fahrt eine echte Herausforderung. Laut, eng, chaotisch. Als wir schließlich auf dem Ferienhof Veit in Kaltenbuch ankamen, waren wir sehr erschöpft.
Dieser Ort bedeutet uns mehr als nur Urlaub. Der Hof gehört lieben Freunden, mit denen wir sehr verbunden sind – für mich persönlich reicht sie bis in die Zeit mit meinem Vater zurück, der starb, als ich 17 war. Das Wiedersehen nach 30 Jahren war berührend und schön.
Ankommen dauert bei uns immer. Neue Gerüche, ungewohnte Luft, andere Stimmen, "fremde" Sprache – ihr kennt das vielleicht. Aber unsere Freunde haben es uns leicht gemacht. Sie haben uns herzlich aufgenommen, mit echtem Verständnis. Das war Gold wert.
Für unsere Tochter bedeutete der neue Ort viele Eindrücke auf einmal. Die waren toll – aber eben auch überfordernd. Deshalb halten wir auch im Urlaub an unseren Tagesstrukturen fest. Das Reiten auf den Pferden hat ihr besonders gutgetan. Es war wie eine Regulation von innen heraus. Der Kleine konnte seine Traktorliebe ausleben. Die Nähe zu den Tieren, die frische Landluft und die offene Art der Menschen dort – all das hat uns als Familie gestärkt.
Sogar unser Hund Merlo, sonst eher distanziert gegenüber Artgenossen, hat auf dem Hof seine neue Freundin gefunden: Leika, eine sanfte Schäferhündin. Ihre ruhige Art hat ihn eingeladen, sich zu öffnen. Das war schön mitanzusehen.

Auf dem Rückweg machten wir noch einen Zwischenstopp im Peppa Land in Günzburg. Es tat gut, eine Pause auf der Reise einzulegen, und unsere Tochter konnte dabei etwas Neues entdecken. Das ganze Peppa Land ist mit künstlichem Rasen, kleinen Bäumchen, einem Labyrinth und vielen Zäunen gestaltet – alles Elemente, die ihr halfen, sich während des Aufenthalts zu regulieren. Immer wieder zog es sie dorthin, sie strich mit den Händen über die Oberflächen, und man konnte deutlich sehen, wie sehr sie das genoss und wie es ihr half, zur Ruhe zu kommen.
Die Rückfahrt war spürbar angenehmer als die Hinfahrt – was natürlich auch damit zusammenhängt, dass die Aufregung vor dem Unbekannten weggefallen war. Kinder im Autismus- und ADHS-Spektrum freuen sich oft auf neue Orte, gleichzeitig verunsichert sie aber das Unbekannte in all seinen Details.
Während dieser Ferien bemerkte ich auch, dass meine Tochter sensibler geworden ist: gegenüber Gerüchen, kleinen Tieren und beim Essen. Sie empfindet schneller Ekel als früher. Für mich ist das keine Bewertung, sondern eine wichtige Beobachtung – und ich werde achtsam und feinfühlig mit dieser Entwicklung umgehen.
Die Gastgeber (unsere Freunde) haben uns schöne Ferien ermöglicht und so entspannte wie lange nicht mehr. Es ist nie so entspannt wie zu Hause, das muss es ja auch nicht, aber es war einfach so schön so angenommen zu werden wie man ist. Wir sind angekommen. Im doppelten Sinn. Und wir kommen wieder. Ganz bestimmt.
Ich kann den Ferienhof Veit sehr empfehlen, besonders auch für Familien mit neurodivergenten Kinder. www.freienhof-veit.de
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